Die drei Säulen der Homöopathie

1. Similia Similibus Currentur = Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt

Das von Hahnemanns entwickelte Ähnlichkeitsgesetz "Similia Similibus Currentur" beginnt mit der Beobachtung des Naturphänomens, dass jedes Arzneimittel, ob homöopathisch oder schulmedizinisch, eine Erst- und eine Nachwirkung hat.    

Aber das betrifft nicht nur ausdrücklich Medikamente. Auf jeden einwirkenden Reiz (die Erstwirkung) folgt immer eine entgegen gesetzte Reaktion des Körpers (die Nachwirkung). Der Organismus versucht so, den ursprünglichen, ausgeglichenen Ausgangszustand wieder herzustellen.

Das kann jeder beobachten, der mal aufmerksam durch die Welt geht. Erst kommt die Erstwirkung, dann die Nachwirkung, die stets ein klein wenig stärker ist, als die Erstwirkung.

Wenn man sich lauter Musik aussetzt. Man kann danach erst einmal "schlechter" hören. Bei Aufenthalt in Stille hingegen ist das Gehör "geschärft". Der Körper versucht auszugleichen.

So hat Alkohol erst einmal eine Stimmung aufhellende Wirkung, danach folgt jedoch ein Stimmungstief, die "Katerstimmung". Von Alkoholikern, die diese mit immer erneutem Alkoholkonsum zu überwinden versuchen, weiß man, wie sich eine Spirale von Alkoholgenuss - Hochstimmung - Depression immer weiter aufbaut. Sie brauchen immer häufiger, immer größere Mengen um die Erstwirkung zu erreichen.

Diese Spirale kann auch bei Medikamenten entstehen.  

Wenn man ein Abführmittel nimmt, wird dieses zuerst Durchfall verursachen, aber in der Nachwirkung erzeugt es dann das genaue Gegenteil davon, nämlich Verstopfung.                                                                                                          Nach der Einnahme eines Abführmittels herrscht kein normaler Zustand im Organismus wie vor der Einnahme, die Lebenskraft ist bestrebt, den Reiz zu neutralisieren und erzeugt eine Gegenreaktion - sie mach "dicht" um den Durchfall zu beseitigen. Diese Gegenreaktion ist das genaue Gegenteil von dem , was der einwirkende Stoff verursacht.                                                                    Wird das Abführmittel immer weiter genommen, dann wird die Gegenreaktion auch immer stärker, so daß schließlich kein Stuhlgang ohne Abführmittel mehr erfolgen kann und dann auch noch die Dosis gesteigert werden muß.

Die Schulmedizin kennt z.B. den "Analgetika-Kopfschmerz", das ist ein diffuser Kopfschmerz nach langfristigem Analgetikerabusus.                                                  Es erscheint seltsam, dass ein Schmerzmittel bei fortgesetzter Einnahme genau das hervorruft, was es anfänglich beseitigt. Für den Homöopathen, der um Hahnemanns Beobachtung von Erst- und Nachwirkung weiß, ist es hingegen die logische Konsequenz.

Während die Schulmedizin nur mit den Erstwirkungen eines Arzneimittels arbeitet, geht der Homöopath den umgekehrten Weg und therapiert mit den Nachwirkungen eines Mittels.

Gibt man bei Verstopfung ein Abführmittel und arbeitet so nur unter der Berücksichtigung der Erstwirkung eines Mittels, hat der Patient auch Stuhlgang solange die Erstwirkung anhält, aber dann kommt ja die Gegenreaktion und so bekommt man leider als Endresultat zwangsläufig die Nachwirkung.                    Dann wäre man beim gleichen Problem wie am Anfang und müßte wieder etwas geben, wieder gibt es Erst- und Nachwirkung und so kann ein Teufelskreis entstehen.

Weil jede Erstwirkung eines Mittels die gegenteilige Nachwirkung als Reaktion der Lebenskraft hervorruft, arbeitet der Homöopath so, daß er ein Mittel verordnet, dass möglichst ähnliche Symptome erzeugt, wie der Patient sie zeigt.  Hat er Verstopfung, gibt er ein Arzneimittel das stopft.

In der Erstwirkung müßte er also eine leichte Verstärkung der Verstopfung hervorrufen (Erstverschlimmerungen kommen so zustande), aber dann erfolgt ja die Gegenreaktion, die Nachwirkung, und das ist Stuhlgang. Eine Wirkung nach der Nachwirkung gibt es aber nicht mehr, also entsteht auch kein Teufelskreis und das Problem wäre beseitigt.

Würde es dieses Naturgesetz der Erst- und Nachwirkung nicht geben, könnte das "Similia Similibus Currentur" nicht stimmen.

Deshalb kann ein Stoff, potenziert oder nicht, auch nur dann homöopathisch sein, wenn er ganz ähnliche Symptome erzeugen kann, wie sie der Kranke zeigt.

2. Die Arzneimittelprüfung

Um nach dem Ähnlichkeitsgesetz Arzneimittel auszuwählen, muss man natürlich die Erstwirkungen eines Mittels möglichst genau kennen. Hierzu werden Arzneimittelprüfungen an gesunden Menschen durchgeführt.                            (Nebenbei - Homöopathie ist eine Therapie die ohne Tierversuche auskommt!)

Nach der Gabe eines Mittels werden die Symptome aufgeschrieben, die nach der Einnahme aufgetreten sind.                                                                                    Bei der Auswertung dieser Prüfungssymptome zeigt sich dann, welche Zeichen charakteristisch von einer Arznei hervorgerufen werde.

So können sehr viele Mittel häufig Durchfall hervorgerufen haben und andere wiederum viele stechende Schmerzen. Wenn ich aber einen Patienten habe, der Durchfall mit stechenden Schmerzen hat, sollte das Mittel, das für ihn richtig ist, unbedingt beide Zeichen in den Prüfungen charakteristisch hervorbringen können und möglichst auch diese Kombination.

Je umfassender ein Stoff in Arzneimittelprüfungen an verschiedenen Menschen geprüft worden ist, desto besser ist seine Charakteristik zu erkennen.     Hahnemanns Aufforderung, dass wir noch viel mehr prüfen müssen, bezieht sich wohl weniger darauf immer andere, exotischere Stoffe zu prüfen, als vielmehr erstmal mit den vorhandenen Mitteln weitere Arzneimittelprüfungen durchzuführen, bis keine neuen, bisher unbekannten Symptome mehr auftreten und man davon ausgehen kann, die charakteristischen Zeichen vollständig erfasst zu haben.

3. Die Potenzierung

Hahnemann stellte  fest, dass die Erstwirkung eines Mittels geringer ausfiel, wenn er es in mehreren Stufen verdünnte und verschüttelte. Die Erstverschlimmerung war viel milder. Doch etwas noch viel Wichtigeres beobachtete er ebenfalls: gleichzeitig wurde die Nachwirkung stärker und hielt länger an!                                                                                                                   Da sich die eigentliche Heilwirkung eines Arzneimittels dadurch verstärkte, nannte Hahnemann diese Vorgehensweise  "Dynamisierung" oder "Potenzierung".

Homöopathische Mittel werden meist in sehr hoher Potenz eingesetzt, also sehr stark verdünnt und verschüttelt, so dass man sagt, dass kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr enthalten sein kann.

Dies ist einer der Hauptkritikpunkte an der Homöopathie.

Man sollte sich überlegen, ob das schon Grund genug sein kann, diese Therapieform abzulehnen, die sich in der Praxis bewährt hat.                              Nur weil man mit unseren heutigen technischen Gegebenheiten nicht die Möglichkeit hat etwas Kleineres zu sehen, heißt es nicht, dass da nicht etwas Wichtiges der Ausgangssubstanz enthalten ist.                                                        Früher dachte man mal, Moleküle wären die kleinste Grösse aus der Stoffe zusammengesetzt sind, dann entdeckte man, dass es Atome gibt, später Quarks - und es geht immer noch weiter, dazu das Wissen um die Clusterbildungen. Wieso muss es da ein Problem sein, dass so "riesige" Teilchen wie Moleküle nicht mehr enthalten sind?                                                                                             Vielleicht ist es genau das, was so wichtig ist....

Auf diesen drei Säulen ruht die Homöopathie, man kann keine davon weglassen.Wird eine nicht beachtet, kann man keine echte Heilung erwarten.